„Wer bin ich?“ „Wer will ich sein?“ Jeder Mensch stellt sich im Laufe des Lebens diese Fragen, die er alleine bewältigen muss. Das Gefühl von Verwirrtheit und Unklarheit, was dabei entsteht, wird von der Bildserie aufgegriffen. Mit der Bildserie „Identität“ soll auf ein persönliches, oft nicht wahrgenommenes Thema aufmerksam gemacht werden.
Die Identität, die sich dauerhaft verändert, ist besonders im Kindesalter stark wandel- und formbar. Dieses, durch äußere Einflüsse fragile Konstrukt, wird durch den altmodischen Stil aufgegriffen. Die Bilder erscheinen wie alte Fotografien, mit denen man sensibel umgehen muss. Sensibel wie die dargestellte Thematik.
Die Bildserie verkörpert eine Mischung aus einem alten Bildlook aus den 50er Jahren und einer Thematik, die in der heutigen Zeit aktueller denn je ist: Identität. Die unklare Identität wird in der Bildserie durch ein Verstecken des Gesichts ausgedrückt. Das Verlangen, das Gesicht des Jungen zu erkennen, lässt sich auf das Verlangen des Jungen nach einer klaren Identität übertragen.
Omas vergessene Rezepte, die Geschichten von Opa und der Gedanke, wie es wohl in einer anderen Zeit gewesen sein muss, sind der Grundgedanke der Bildserie. Eine Zeit, in der das Essen einen anderen Stellenwert hatte, und in der man Lebensmittel selber angebaut, geerntet und zubereitet hat. Genau diese Zeit und diese Nostalgie soll die Bildserie verkörpern. In der heutigen Zeit, in der man beim Essen andere Dinge tut und das Essen hauptsächlich der Bedürfnisbefriedigung dient, soll die Bildserie genau diesen alten Charme verkörpern und dem Betrachter auf einer emotionalen Ebene vermitteln. Bei der Bildserie geht es weniger um die technisch perfekte Umsetzung und Fotografie des Apfels und der Apfelprodukte. Es geht darum, ein Gefühl der Nostalgie beim Betrachter hervorzurufen. Er soll sich in eine Zeit zurück träumen, in der er nicht gelebt haben muss, die er aber von Geschichten oder Filmen kennt.
Geborgenheit, Sicherheit und Ruhe das ist das, was Zuhause für mich bedeutet. Diese Gefühle sind für mich einerseits so lebensnotwendig aber andererseits auch schon selbstverständlich. Selbstverständlich ist das aber nicht für alle, denn in Deutschland gibt es zunehmend obdachlose Menschen, die keinen sicheren Rückzugsort haben.
An diesem Punkt setzt meine Bildserie an. Ich möchte mit meiner Dokumentation die Lebenswirklichkeit hinterfragen, einer Randgruppe eine Stimme geben und einen Denkanstoß erzeugen. Meine Hemmungen, diese Bildserie zu verwirklichen und auf diese Menschen zuzugehen spiegelt aus meiner Sicht klar wieder, wie die Gesellschaft mit diesen Menschen umgeht. Wir gucken meist weg, obwohl jeder dieser Menschen seine eigene, meist sehr besondere, Geschichte mit sich trägt. Eine dieser durfte ich erfahren und ich habe gemerkt, wie man diesen Menschen hilft, indem man ihnen zuhört und ihre Probleme, die man sich in der heutigen Zeit kaum vorstellen kann, wahrnimmt.